Am Westabhang des Falkensteiner Hügellandes und am östlichen Rand der Laaer Ebene gelegen, gehört Kirchstetten zur Gemeinde Neudorf, wo sich auch das zuständige Postamt befindet. Östlich von Kirchstetten breiten sich die bewaldeten Hügel des "Landmann" ("beim toten Mann", "Schanzl") aus und erreichen mit 375 m ihre größte Höhe; die niedrigen, wellenförmigen Hügel im Westen ("In Sandten") steigen bis 192 m. Das nördlich gelegene Hügelland führt die Namen "Bründlfeld" und "In Gaisbergen". Am Fuße des Wartberges entspringt der den Ort durchfließende Mühlbach, der in den Bockgraben mündet; von der Quelle des Baches führt eine Trinkwasserleitung in das Schloss, die auch den Ort mitversorgt. Auch die Laaer Wasserleitung hat ihren Ursprung und ihre Quellfassung auf Kirchstettner Gemeindegrund, am Westabhang des Wartberges.
Das gesamte Gemeindegebiet umfasst nur 5.64 km2, einschließlich des Herrschaftswaldes; die Bevölkerung ernährt sich von Acker- und Weinbau, wobei dieser ein verhältnismäßig bedeutendes Areal einnimmt und ein gutes, gesundes Produkt liefert. An genossenschaftlichen Einrichtungen existieren in Kirchstetten eine Milchgenossenschaft und die 1904 gegründete Feuerwehr.
1161 wurde Kirchstetten erstmals urkundlich erwähnt. Der oberösterreichische Edelmann Bernhard von Traun ließ eine Schenkungsurkunde für das Kloster Wilhering bei Linz ausstellen. In dieser Urkunde erscheint ein Udalrich von Kirchstetten als unterfertigter
Zeuge. Ein Johann von Kirchstetten war 1535 Landmarschall, ein späterer Johann, 1635, Notar der Wiener Universität.
Im 12. Jahrhundert entstehen die Grundmauern der Hl. Geist-Kirche, im darauffolgenden Jahrhundert das romanische Langhaus. Eine der drei Glocken die Jahreszahl 1535.
(Mehr zur Kirche -> Sehenswürdigkeiten)
Der Kern Bau von Schloss Kirchstetten entsteht im 16. Jahrhundert: als vierflügelige Anlage umgeben von einem wasserführenden Graben.
Kolorierter Kupferstich aus Topographia Windhagiana (im Auftrag von Joachim Enzmilner von Clemens Beutler (* 1623, † 1682) gezeichnet ), 2.Auflage 1673, Quellen Hinweis: NÖLB Topografische Sammlung.
http://bibliothekskatalog.noel.gv.at/!TOPO!MI/GB_Laa_Thaya/Neudorf_Staatz/1_Kirchstetten/3080.jpg
1679 Errichtung der Rochus Kapelle ->link Foto ca1970 Rochus Kapelle
1722 Letztes Todesurteil von Kirchstetten: Maria Pöschl wird enthauptet; sie hatte ihr neugeborenes Kind erwürgt.
1729 Der kaiserliche Leibarzt Dr. med. und phil. Matthias Freiherr von Suttner erwirbt die Grundherrschaft Kirchstetten. Er bezieht seinen Wohnsitz im Schloss Kirchstetten, das er nach den Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach umgestalten lässt. Diesen Um- und Ausbau realisiert Josef Emanuel Fischer von Erlach nach den Entwürfen seines Vaters. In dieser Zeit entstehen die meisten Wirtschaftsanlagen. Zu dem die Herrschaft Kirchstetten bildenden Bezirke gehören außer Kirchstetten noch die Dörfer Wildendürnbach und Gutenbrunn, dann der herrschaftliche Meierhof "Mitterhof" genannt.
1752 Franz Anton Maulpertsch vollendet das Decken Fresco für Schloss Kirchstetten „Der Triumph der Wahrheit über die Zeit“ (den gefesselten Chronos darstellend).
1755 Die Familie Suttner erwirbt Altprerau und Neudorf
1784 Kirchstetten wird nach Neudorf bei Staatz eingepfarrt, vorher war Kirchstetten nach Wildendürnbach eingepfarrt.
1809 In der Einfahrtshalle des Schlosses hängt ein lebensgroßer, aus Blech geschnittener Christus, der eine Schuss Öffnung aufweist, die ihm laut Inschrift im Jahre ein Franzose zufügte.
1826 die Ignaz Reinold-Orgel wird vollendet
1850 Gustav Freiherr von Suttner bringt die erste Getreidemähmaschine Europas nach Kirchstetten. Die von Cyrus McCormick erfundene Mähmaschine (Reaper), der „Virginia-Reaper“ wurde von ihm
importiert und verbreitet, so dass der Reaper bald in ganz Europa Interesse fand
1866 Preußen bringen die Cholera mit, die Opfer dieser Seuche wurden im Walde, dort wo das "Preußenkreuz" steht, begraben.
1898 zum 50jährigen Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph bekommt Kirchstetten eine eigene Schule. (->link Foto Kirchstetten Nr 66)
1918 -1945 Vom ersten Weltkrieg kehrten 13 Männer nicht mehr heim, vom zweiten sieben ; nennenswerte Beschädigungen hat der Ort durch die Kampfhandlungen im April 1945 nicht erfahren.
Anfang 20. Jahrhundert besuchte angeblich Bertha von Suttner – die große Österreicherin und Friedensnobelpreisträgerin – ihre Verwandten im Schloss Kirchstetten und arbeitete hier an ihren Schriften.
1998 Das Schloss ist Schauplatz der Niederösterreichischen Landesausstellung „aufmüpfig & angepaßt – Frauenleben in Österreich“
1998 Angelobung der ersten Soldatinnen der Republik Österreich im Ehrenhof von Schloss Kirchstetten
seit 1999 ist Schloss Kirchstetten das Zentrum der klassischen Musik im nördlichen Weinviertel. Im Rahmen von „Kultur im Schloss Kirchstetten“ finden während der Sommermonate Opernaufführungen, hochkarätige klassische Konzerte sowie Ausstellungen statt. http://www.schloss-kirchstetten.at/
Nach dem Revolutionsjahr 1848 war es Aufgabe des Ministerrates. das Gemeindewesen zu organisieren. So erkannte das provisorische Gemeindegesetz vom 17. März 1849 die faktisch bestehende Ortsgemeinde als unterste Einheit in der Gliederung der Gemeinden an. 1850 wurde dann eine neue Konstituierung der Ortsgemeinden durch das Ministerium angeordnet. Somit konnten erstmals von der Bevölkerung Bürgermeister demokratisch gewählt werden.
Der in Zlabern seit 1848 wirkende Dorfrichter Josef Fahrner fungierte ab 1850 als Bürgermeister. Neudorf und Kirchstetten haben seit 1850 demokratisch gewählte Bürgermeister. Am 1. Jänner 1971 wurden Kirchstetten und Zlabern mit Neudorf vereinigt. Alle drei Katastralgemeinden haben seither einen gemeinsamen Bürgermeister.